Goldfasan by Jan Zweyer

Goldfasan by Jan Zweyer

Autor:Jan Zweyer
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historischer Kriminalroman
ISBN: 978-3-89425-847-4
Herausgeber: Grafit Verlag


34

Freitag, 16. April 1943

Um drei Minuten nach zwanzig Uhr stand von Schmeding vor der Tür zu Kittys Salon. »Ich bin mit Herrn Munder verabredet«, sagte er in einem Tonfall, der sich wie ein militärischer Befehl anhörte.

»Bitte treten Sie ein.«

Kitty musterte den Käufer verstohlen. Ein Kriminalpolizist? Nein. Sie hatte in ihrem Leben schon mit so vielen Kriminalern zu tun gehabt, dieser Mann war mit Sicherheit keiner. Gestapo? Schon eher. Oder SD. Der Sicherheitsdienst der SS. Die Art, wie er sich bewegte. Selbstbewusst, keine Spur von Unsicherheit.

Keine gute Wahl, Sturmbannführer Saborski, dachte sie. Wenn Munder auch nur einen Funken Menschenkenntnis hat, wird er sofort erkennen, dass er es mit keinem Hehler, sondern mit einem Offizier zu tun hat. Aber war das ihr Problem? Ihr Auftrag bestand darin, diesen SS-Mann mit Munder zusammenzubringen. Nicht mehr. Obwohl …

Der Offizier störte ihre Gedanken. »Ist Munder schon anwesend?«

»Ja. Bitte folgen Sie mir.« Sie führte von Schmeding durch den Salon zu einem der Separees. Wie abgesprochen, ließ sich keines ihrer Mädchen blicken.

Kitty klopfte und öffnete, nachdem Munder laut und verständlich »Herein« gerufen hatte. »Ihr Geschäftspartner ist da«, verkündete sie leise.

»Soll reinkommen«, dröhnte es mit schwerer Zunge zurück. »Und bringen Sie ein Glas für den Herrn. Und natürlich noch eine Flasche Champagner.«

»Das zweite Glas steht bereits auf dem Tablett.« Madame lächelte. Munder würde doch nichts bemerken. Zum einen hatte er augenscheinlich schon reichlich dem Alkohol zugesprochen, zum anderen war seine Wahrnehmung anscheinend nicht sehr gut. Nein, so wie es aussah, würde Munder dem Offizier auf den Leim gehen. Und sie hätte bei Saborski einen Gefallen gut. Einen großen Gefallen sogar, wenn sie diese Geschichte richtig einschätzte. Sie schob die Tür vollständig auf. »Bitte. Hier herein.«

Munder erhob sich, um den Mann, den er für den Kaufinteressenten hielt, zu begrüßen. Von Schmeding registrierte, dass sich Munder dabei an der Tischkante festhalten musste, um nicht ins Schwanken zu geraten.

»Schön, dass Sie so kurzfristig kommen konnten, Herr …?«

»Lassen wir doch einfach die Namen weg«, antwortete von Schmeding. »Das erspart uns beiden eine Lüge.«

Munder lachte auf. »Da haben Sie recht, mein Lieber. Bitte setzen Sie sich.« Er griff Richtung Sektkühler. »Champagner?«

»Warum nicht.«

Munder schenkte ein und prostete seinem Gast zu. »Auf gute Geschäftsbeziehungen.«

»Wünsche ich mir auch.«

Sie tranken schweigend.

»Das erste Mal hier?«, plauderte Munder.

»Nein«, log von Schmeding.

»Gesehen habe ich Sie hier aber noch nie.«

»Ich war etwas länger verreist.«

Munder sah von Schmeding überrascht an, überlegte einen Moment und prustete dann los: »Länger verreist, wirklich gut. War es schlimm?«

Schmeding begriff, dass Munder annahm, er hätte mit seinen Worten einen Aufenthalt im Gefängnis umschrieben. Deshalb antwortete er: »Nein. Trotzdem war es natürlich kein Ausflug in die Sommerfrische.«

Munder hob den linken Arm und drohte scherzhaft mit dem Zeigefinger. »Das soll es auch nicht sein. Verbrecher und Verbrechen dürfen in unserem nationalsozialistischen Staat keinen Platz finden. Sie müssen ausgemerzt werden. Gnadenlos.«



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